Tagsüber: Achten Sie auf regelmässige Befeuchtung mit Augentropfen oder künstlicher Tränenflüssigkeit. Schliessen Sie beide Augen so oft wie möglich willkürlich und helfen Sie beim betroffenen Auge sachte mit dem Finger nach.
Nachts: Verwenden Sie eine Vitamin-A-haltige Augensalbe und schützen Sie die Hornhaut des Auges vor Austrocknen mit einem Uhrglas-Verband. Diesen erhalten Sie in der Apotheke.
KONSULTIEREN SIE EINEN AUGENARZT ZUR BERATUNG VON MASSNAHMEN FÜR TAG UND NACHT.
Mit Ihrem gesunden Auge blinzeln Sie regelmässig und oft. Dadurch wird Ihr Auge befeuchtet und gereinigt. Auf der gelähmten Gesichtsseite ist dies nicht möglich, deshalb besteht ein grosses Risiko für ein Austrocknen der Oberfläche des Auges. Um langfristig eine Schädigung des Auges zu vermeiden, ist neben Befeuchtung ein Schutz vor Sonne, Wind, Staub und trockener Luft wichtig:
Führen Sie KEINE Gesichtsbewegungen mit Kraft oder Druck aus! Eine erfahrene Therapeutin, kann den idealen Zeitpunkt für den Beginn von aktiven Bewegungen bestimmen und Ihnen genau zeigen, wie einzelne Bewegungen isoliert und differenziert angesteuert werden, um langfristig eine bestmögliche Symmetrie des Gesichtes zu erreichen.
Da der Fazialisnerv nur sehr wenig, zu vernachlässigende sensible Fasern beeinhaltet, lassen sich Schmerzen in der Akutphase nicht mit der Schädigung dieses Nervs erklären. Es gibt jedoch vielfältige Gründe, weshalb trotzdem milde in seltenen Fällen auch äusserst starke Schmerzen auftreten können.
Beispielsweise kann eine Entzündung des Nervus facialis im Bereich der Schädelbasis schmerzhaften Druck und Schmerzen hinter dem Ohr auslösen. In anderen Fällen kann neben dem Fazialisnerv auch der für sensible Empfindungen im Gesicht zuständige 5. Hirnnerv von einer Schädigung betroffen sein und dadurch Schmerzinformationen ans Hirn zurücksenden. Weiter kommen auch Spannungsschmerzen und Verspannung im Hals, Nacken oder gar im Rücken vor, da manche Menschen mit Muskelan- oder Muskelverspannung auf die neue, sehr belastende Situation in ihrem Gesicht und auf die Verschiebung der früher reibungslos ineinander passenden Puzzleteile im Gesicht reagieren. In jedem Fall ist eine detaillierte Diagnostik und anschliessend eine ursachenbezogene Behandlung der Schmerzen nötig.
Nein! Betroffene Patienten sollten keinesfalls mittels Kaugummikauen oder übermässig forciertem Kauen auf der betroffenen Seite versuchen, die mimische Muskulatur zu trainieren. Denn häufiges und übertriebenes Kauen kann langfristig zu Massenbewegungen oder gar zu Mitbewegungen führen.
Ob Sie mit einer akuten Fazialisparese arbeiten können, hängt von Ihrer Belastung und Faktoren am Arbeitsplatz ab. Staub, Zug oder stundenlange Arbeit an einem Computerbildschirm sind beispielsweise ungünstig. Achten Sie auf körperliche Signale wie Müdigkeit und gönnen Sie Ihrem Körper ausreichend Ruhe. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Therapeutin über die Situation am Arbeitsplatz, den Verhältnissen auf einer Reise oder am Urlaubsort.
Sowohl unsere Erfahrungen wie aktuelle Publikationen und Forschungsarbeiten zeigen auf, dass Elektrotherapie im Gesicht nur in wenigen sehr ausgewählten Fällen hilfreich ist. Denn Massenbewegungen, Mitbewegungen und Fehlaussprossungen einzelner Nervenfasern können gefördert werden. Sprechen Sie darüber mit einer spezialisiert ausgebildeten Therapeutin.
Nein, die hormonellen Veränderungen während einer Schwangerschaft lösen keine periphere Gesichtslähmung aus. Aber das Risiko, an einer idiopathische Fazialisparese zu erkranken, ist während der Schwangerschaft um den Faktor 3.3 höher als gewöhnlich.
Nach einer nachhaltigen Schädigung der Nervenfasern des Nervus fazialis, können die geschädigten Fasern neu aussprossen. Dieses Neuaussprossen können Sie sich vorstellen, wie das Wachsen eines Rosenbusches nach dem Zurückschneiden. Da jedoch im Gesicht nicht alle Nervenfasern den Weg zur korrekten Muskelgruppe finden, entstehen manchmal Mitbewegungen oder erhöhter Muskeltonus, der unbehandelt unangenehm oder sogar extrem schmerzhaft werden kann. Nehmen Sie unbedingt Kontakt mit einer spezialisierten Gesichtstherapeutin auf, denn übliche Schmerzmittel helfen hier nicht weiter.
Wenn Sie eine Therapie in der Frühphase verpasst haben, kann dank der Plastizität des Gehirns auch zu einem späteren Zeitpunkt eine Therapie gestartet werden. In der chronischen Phase können unter anderem sekundäre Probleme wie Spannungen, muskuläre Verkürzungen und Schmerzen behandelt werden.
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt und Ihrer Therapeutin. Das Fazialis-Rehabilitationsteam findet nach sorgfältiger Beurteilung mit Ihnen zusammen heraus, ob und wann eine chirurgische Massnahme hilfreich sein kann.
Wenden Sie sich für eine individuelle Beratung an eine erfahrene Therapeutin.